Mit einem Pünktchen fing es an.
Das Mal wird größer. Und der Mann
erschrickt. Ist es ein Aussatzmal?
Es bleibt ihm keine andre Wahl,
als dass er sich dem Priester zeigt.
Der Weg dahin fällt ihm nicht leicht.
Als dieser dann das Mal beschaut,
bestätigt er, dass in der Haut
die unheilbare Krankheit frisst
und dass die Angst begründet ist.
Der Mann kann es noch gar nicht fassen,
er soll das traute Heim verlassen.
Von seinen Lieben muss er fort,
hinaus aus seinem Heimatort.
Der Abschied ist jetzt kurz und schwer,
denn es gibt keine Wiederkehr.
Sein Zustand ist kaum zu beschreiben.
Nah bei dem Ort darf er nicht bleiben,
die Ansteckungsgefahr ist groß:
„Wo soll ich hin, was mach ich bloß?“
Zu weit kann er doch auch nicht gehen.
Da bleibt er nun unschlüssig stehen.
Einst hörte er von einem Mann,
der Aussatzkranke heilen kann.
Das hat ihn weiter nicht berührt.
Oft ist es Unsinn, was man hört.
Jetzt aber, wo er selbst betroffen,
fällt ihm das ein. Soll er noch hoffen?
Doch die Gedanken, diese dummen,
ich darf ja gar nicht zu ihm kommen.
„Ach, wär' doch alles schon vorbei!“
Er horcht: „Was war das für ein Schrei?
Bin ich hier doch nicht ganz allein?“
Jetzt hört er's klar: „Unrein, unrein!“
„Unrein, unrein!“ ruft er zurück.
Wer ist es, den das Missgeschick
zu gleicher Qual verurteilt hat,
der ohne Beistand, ohne Rat
sein armes Dasein fristen soll?
Das „Miteinander“ tut ihm wohl.
Die zwei sind gar nicht lang allein,
da ruft es wieder: „Unrein, unrein!“
Acht Männer finden zu den beiden,
und jene, die schon länger leiden,
sind von dem Aussatz schon entstellt.
Ein jammervolles Elendsbild!
Wie gut, dass man einander findet,
gemeinsam leiden, das verbindet.
Der Kummer lässt sich leichter tragen,
und vieles kann man offen sagen,
was eben doch nur der versteht,
der selber harte Wege geht.
Das Dunkel wird ein wenig licht,
doch wahre Heilung bringt es nicht.
Die Kranken haben zwar gehört:
Da ist ein Mann, der heilt und lehrt.
Jedoch, sie sind ja ausgeschieden,
von der Gemeinschaft abgeschnitten.
So müssen sie von ferne stehen,
sie dürfen nirgendwo hingehen.
Da – eine große Menschenmenge!
Sie kommen näher, welch Gedränge!
Gewiss ist's Jesus, jener Mann,
der Aussatzkranke heilen kann.
Die Hoffnung macht ganz rasch die Runde,
sie ruft, als kam's aus einem Munde:
„Erbarm dich, Jesus, lieber Meister!
Erbarm dich unser, lieber Meister!“
Und immer näher kommt der Herr.
Sie sehen niemand um sich her
als ihn, dem ihre Bitte gilt.
Ob er den heißen Wunsch erfüllt?
„Geht, dass ihr euch dem Priester zeigt!“
Ja, diesmal fällt der Weg recht leicht.
Sie eilen hin und werden rein.
Welch ein Geschenk, gesund zu sein!
Wer kann das neue Glück ermessen?
Jedoch – der Geber ist vergessen,
von dem sie dieses Glück genießen.
Nur einer fällt zu Jesu Füßen. –
Ihn loben, ist nun sein Begehren,
so laut, damit es alle hören.
Nur einer dankt. Zehn wurden rein.
Wo bleiben denn die andern neun?
Nur einer, der zu Jesus eilt?
Zehn wurden zwar am Leib geheilt,
denn er hat ihr Gebet erhört.
Nur einer kommt, der Jesus ehrt.
Da steht der Herr und wartet noch,
ob einer der Geheilten doch
zurück zu ihm, dem Geber, findet,
dass sich sein Herz mit ihm verbindet.
(nach 3. Mose 13,45-46; Lukas 17,11-19)
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