Bei Ebbe, wenn die Wasser sich verlaufen,
sieht man sie manchmal liegen, wie ein Haufen,
die Fischerboote auf dem Wattenmeer:
schräg, schief und untüchtig, als können sie nicht mehr.
Für frohe Fahrt und großen Fang gebaut,
dem Kapitän und der Mannschaft wohlvertraut,
ganz große Schiffe, - für den Augenblick
liegen sie fest und unfähig im Schlick.
Dann kommt die Flut! Die ersten kleinen Wellen
umspülen dieses Boot an manchen Stellen.
Doch höher, immer höher wird das Wasser,
die Wellen kommen kräftiger und rascher.
Und plötzlich hebt das Schiff sich von der Erde
und fährt hinaus auf‘s Meer ohne Beschwerden.
Denn es gewinnt seine Bestimmung wieder
und schaukelt auf den Wellen hoch und nieder.
Ein wunderbares Bild für unser Leben!
Wie oft kommt nach der Flut von Glück und Segen,
der Freude und des Überschwangs - die Ebbe.
Dann scheint’s, als ob nichts Gutes es mehr gäbe.
Alles wird leer und trocken, lauter Stress,
und unser Lebensschiff liegt auf dem Grunde fest.
Alles ist schwer, gedrückt. Man kommt sich vor,
als ob seine Bestimmung man verlor.
Dann plötzlich kommt die Flut von Gottes Liebe!
Umgeben von Barmherzigkeit und Friede,
löst unser Lebensschiff sich von dem Grund,
gewinnt an neuer Fahrt zu gleicher Stund.
Die Liebe Gottes, stark wie Meeresflut,
sie hebt und trägt und schenkt uns neuen Mut,
führt unser Leben durch das Meer der Zeit
zum sel‘gen Hafen, ja, zur Ewigkeit.
Der Mensch ist nicht gemacht, auf Grund zu liegen,
im Dreck und Schmutz der Erde unterliegen.
Denn unser Leben hat ein Ziel! Und froh gesinnt
sind wir für frohe Fahrt und großen Fang bestimmt.
Die Liebe Gottes - diese Flut sie ist,
und nach der Ebbe sind wir uns gewiss
unsere Bestimmung wieder zu erreichen,
das ew’ge Ziel, die Heimat ohnegleichen!
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