Drei Kreuze standen auf Golgatha,
drei Kreuze stehen auch heute noch da.
Am mittleren hang unser Herr und Gott,
an beiden Seiten – zwei Räuber dort.
Wie bitter müsst für die Beiden sein:
in der letzten Stunde so ganz allein,
von allen verlassen, plötzlich erkennen:
nun ist alles aus, wir müssen uns trennen.
Der eine Verbrecher verhöhnte den Herrn,
er hat alles verloren, was er einst hatte gern.
An das Gute im Menschen glaubte er nicht mehr,
auch den Glauben an Gott hat verloren er.
Selbst die drastischste Strafe bringt zum Ausdruck nur
die Verhärtung der Seele. Dieser Mann blieb stur.
Am Kreuz befand sich dann noch der Zweite,
der Schächer, an Jesu anderer Seite.
Die Lebensgeschichten der Beiden waren
sich ziemlich ähnlich geworden seit Jahren.
Eins hatte der Zweite vom Ersten verschieden:
ihm war das Gespür für das Gute verblieben.
Diese Stunde, da alles verloren schien,
gab dem Schächer am Kreuz einen neuen Sinn.
Als sein Versagen offen zu Tage trat,
das entscheidende Wort er zu sprechen wagt.
Wer hätte mit ihm denn noch Geduld?
Wie ein dunkler Abgrund scheint ihm seine Schuld,
ein Nichts, das sein Leben verschlungen hat.
In den Sinn kommt ihm jegliche böse Tat.
Diese Erkenntnis ist schmerzhaft und schwer,
was fürchtet man denn am Ende noch mehr?
Und dennoch bleibt Hoffnung, in Jesus erkennt
er den Wegbegleiter in die kommende Welt.
Er vernimmt die Bitte des Heilandes nun:
„Vergib ihnen, Vater, sie wissen nicht, was sie tun!“
Für Seine Peiniger bat um Gnade der Herr,
die Ihn schlugen, verspotteten, quälten sehr.
Da fleht der Verbrecher: „Jesus, denke an mich,
wenn Du in Dein Reich kommst, ich bitte Dich!“
„Amen, Ich sage dir: heute noch wirst
Du mit Mir im Paradies sein!“ – der Herr zu ihm spricht.
Allen, die den Zorn des Richters erwarten
und sich fürchten vor Gott, den Jungen und Alten
gilt im Besonderen dieser Satz.
Im Paradies ist der Gläubigen Platz!
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