Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 09.10.2024
URL: www.christliche-gedichte.de?pg=13525

Naeman

zurück zum
Beitrag



Geehrter Mann ist Naeman,
des Syrer-Königs Feldhauptmann.
Bewährt hat er sich oft im Krieg.
Durch ihn gab Gott den Syrern Sieg.

Der König achtet diesen Mann,
ja ist ihm herzlich zugetan.
Jedoch, was nützt der schönste Dank
dem tapfren Mann – er ist todkrank!

Ein dunkler Tag! Ein arger Schrecken!
Welch ein Entsetzen beim Entdecken:
Der Aussatz frisst in seiner Haut!
Das Mal wird größer, und ihm graut,

wenn er an seine Zukunft denkt.
Doch hört nun, wie ihn Gott beschenkt:
Ein Mädchen wurde von Soldaten,
die Israel durchzogen hatten,

herzlos nach Syrien weggeführt.
Sie hat von seiner Not gehört.
Bei Naemans, des Syrers Frau,
dient sie im Haus. Sie weiß genau,

wie trostlos diese Kranken enden.
Doch glaubt sie: Gott kann Unglück wenden.
Er ist bei ihr im fremden Land,
wenn sie das Heimweh übermannt.

Sie grollt nicht, denn sie lebt mit Gott.
Und denkt sie an des Syrers Not,
so wird ihr eigner Schmerz ganz klein.
Kann sie ihm eine Hilfe sein?

Da wird das Mädchen plötzlich munter:
In Israel tut Gott doch Wunder.
„Dort wohnt ein frommer Gottesmann“,
sagt sie zur Frau des Naeman.

„Könnte mein Herr doch bei ihm sein,
er würde von dem Aussatz rein.“
Naeman sieht ein Hoffnungslicht.
Er glaubt, was seine Sklavin spricht,

und eilt, dem König mitzuteilen:
„In Israel kann man mich heilen!“
Der Syrer-König ist erfreut.
Deshalb verliert er keine Zeit,

Naemans Fahrt vorzubereiten;
befiehlt, dass viele ihn begleiten.
Dem König in Samaria
legt er in einem Schreiben nah,

er möchte Naeman doch heilen.
Kurz und bestimmt sind seine Zeilen.
Er sagt zu Naeman: „Zieh hin,
hier hast du einen Brief an ihn!“

Mit Rossen, Wagen, Knechten, Reitern,
viel Gold und Silber, Feierkleidern
trifft Naeman beim König ein. –
Soll er wohl fehl am Platze sein?

Er gibt den Brief Israels König.
Der liest, und er erschrickt nicht wenig.
Entsetzt zerreißt er seine Kleider.
„Bin ich denn ein Gott?“, so schreit er,

„der töten und erwecken kann?
Seht doch, er schickt mir diesen Mann,
ich soll ihn heilen von dem Leiden.
Er sucht nur Ursach', um zu streiten.“

Ob Joram wohl im Schreck vergisst,
dass ein Prophet im Lande ist?
Noch ist er voller Unbehagen,
da lässt ihm der Mann Gottes sagen:

„Warum hast du dein Kleid zerrissen?
Der Syrer Naeman soll wissen,
der Herr hat einen Boten hier.
Schick diesen Syrer her zu mir!“

Der kommt mit Rossen und mit Wagen,
Lasttieren, die Geschenke tragen,
und hält vor des Propheten Haus.
Elisa selbst kommt nicht heraus.

Und das befremdet diesen Mann,
den hochgeehrten Naeman.
Wie töricht ist's in seinen Augen:
Im Jordan soll er untertauchen,

da würde er vom Aussatz rein.
Dort kann doch nicht die Heilung sein,
in diesem schmutzigen Gewässer.
„Da sind doch unsre Flüsse besser.“

Ist das nicht jedermann bekannt?
Kam er umsonst in dieses Land?
Entrüstet kehrt er ihm den Rücken,
Zorn und Enttäuschung in den Zügen.

So zieht er vom Propheten weg.
Gibt es denn keinen andern Weg?
Die Knechte bangen um sein Wohl
und bitten ihn recht liebevoll,

zu tun, was ihm Elisa sagte.
Wie wär's, wenn er es trotzdem wagte?
Wie der Prophet ihm Weisung gab,
geht er zum Jordan, steigt hinab,

taucht siebenmal im Wasser unter.
Und dann begreift er kaum das Wunder:
Todkrank war er; jetzt darf er rein
und ganz gesund vom Aussatz sein.

Mit dem Gefolge und voll Glück
kehrt er zum Gottesmann zurück
und sagt: „Ich habe nun erkannt
es gibt in keinem andern Land

solch einen Gott. Er kann erretten.
Nur er allein ist anzubeten.“
Dann packt er in Elisas Haus
recht fröhlich die Geschenke aus.

Mit Dank will er ihn überschütten.
Doch der lehnt ab trotz vielem Bitten.
Ihm geht es nicht um Gold und Gaben.
Sein Herr nur soll die Ehre haben.

Das leuchtet Naeman auch ein.
Elisa muss ja anders sein
als jene, die beim Götzendienen
stets fragen, was sie selbst gewinnen.

Elisa selbst kann ja nicht heilen.
Das Herz Naemans soll nur weilen
bei Gott im Lande Kanaan.
Und das begreift Herr Naeman.

Er bittet, dass ihm von der Erde
des Landes mitgegeben werde
so viel, wie ein Maultiergespann
nach Syrien befördern kann.

Und so entlässt ihn der Prophet.
Wer nun den Zug der Syrer sieht,
wird Naeman verwundert fragen,
wozu sie Erde mit sich tragen.

„Im Syrerland ruft mich die Pflicht,
doch dort anbeten will ich nicht.
Denn wenn ich gehe, anzubeten,
will ich auf diesen Boden treten,

der Gott und seinem Volk gehört,
wo der Prophet wohnt, der ihn ehrt.
So nahm ich diese Last von Erde,
dass sie mir Bet- und Dankort werde.

Wie gerne bliebe ich im Lande,
wo ich den wahren Gott erkannte!
Israels Gott nur will ich ehren
und auch zu seinem Land gehören.“

(nach 2. Könige 5,1-19)


(Gedicht, Autor: Toni Jung (1918 – 2014))


  Copyright © by Toni Jung (1918 – 2014), www.christliche-gedichte.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden