1. Hier ist mein Fels, hier will ich stehen!
Gott mein Gesang, mein Psalm, mein Lob!
Eh´ noch mit ihrer Berge Höhen,
die Welt aus Wassern sich erhob,
warst du schon da, schon Gott wie heut,
schon Vater einer Ewigkeit.
2. Dein Odem bläst in Staub der Erden,
der plötzlich aufwallt, niedersinkt;
und Menschen sterben, andre werden,
so bald dein Arm aus Wolken winkt.
Wird Staub aus Staub, von gestern her,–
Du ewig, ewig eben Der!
3. Dir ist die Zeit von tausend Jahren
und eine Stunde einerlei;
und eines Menschen Tage fahren
so reißend, wie ein Strom, vorbei.
Sein Leben fliehet wie ein Traum,
wie Schatten, wie ein Wasserschaum.
4. Wie wallend Gras im feuchten Tale,
das noch des Morgens blühend steht,
und nun versengt vom Mittagsstrahle,
durch Schnitterhände hingemäht:
So ist ein Mensch, o Gott, vor dir,
so blühen, fallen, welken wir.
5. Das ist dein Zorn, dass wir vergehen,
das ist dein Grimm und dein Gericht;
denn alle unsre Sünden stehen
entblößt vor deinem Angesicht.
Wie ein Geschwätz, wie Märchen fliehn
des Menschen Jahre vor dir hin.
6. Das kurz gesteckte Ziel der Tage
siebzig höchstens achtzig Jahr´,
ein Inbegriff von Müh´ und Plage,
auch wenn es noch so köstlich war.
Geflügelt eilt mit uns die Zeit
in eine lange Ewigkeit.
7. Herr! So verleihe, dass am Grabe
ein jeder Sünder seinen Tod,
und jenen Stuhl vor Augen habe,
der mit Gericht und Hölle droht.
Flamm´ den Gedanken in ihm an,
der wahre Klugheit zeugen kann.
8. Nun eilet hin, ihr Menschentage,
schnell wie ein Strom von Felsen stürzt,
stürzt schneller, so wird doch die Plage
des Lebens einmal abgekürzt!
Wie Wolken die der Wind zerstreut,
wie Sonnenlauf sei meine Zeit.
9. Hier ist mein Fels, hier will ich sitzen!
Gott heißt der Fels, mein Psalm, mein Lob!
Eh´ noch die Welt mit Felsenspitzen,
aus Wasserstrudeln sich erhob,
war er schon Gott, schon Gott wie heut,
schon Vater einer Ewigkeit.
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