Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 28.03.2024
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Mein Jesu, dem die Seraphinen

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1. Mein Jesu, dem die Seraphinen
im Glanz der höchsten Majestät
selbst mit bedecktem Antlitz dienen,
wenn dein Befehl an sie ergeht:
wie sollten blinde Fleischesaugen,
die der verhaßten Sünden Nacht
mit ihrem Schatten trüb gemacht,
dein helles Licht zu schauen taugen?

2. Doch gönne meinem Glaubensblicken
den Eingang in dein Heiligtum
und laß mich deine Gnad erquicken
zu meinem Heil und deinem Ruhm.
Reich deinen Zepter meiner Seele,
die sich in Demut von dir neigt
und dir als deine Braut sich zeigt;
sprich: Ja, du bist´s, die ich erwähle.

3. Sei gnädig, Jesu voller Güte,
dem Herzen, das nach Gnade lechzt,
ach höre doch, wie mein Gemüte:
Gott, sei mir Armen gnädig! ächzt.
Ich weiß, du kannst mich nicht verstoßen;
wie könntest du ungnädig sein dem,
den dein Blut von Schuld und Pein
erlöst, da es so reich geflossen?

4. Ich fall in deine Gnadenhände
und bitte mit dem Glaubensgruß:
Gerechter König, wende, wende
die Gnade zu der Herzensbuß!
Ich bin gerecht durch deine Wunden,
es ist nichts Sträflichs mehr an mir;
bin aber ich versöhnt mit dir,
so bleib ich auch mit dir verbunden.

5. Ach laß mich deine Weisheit leiten
und nimm ihr Licht nicht von mir weg;
stell deine Gnade mir zu Seiten,
damit ich auf dem schmalen Steg
beständig bis ans Ende wandle,
damit ich auch zu jeder Zeit
in Lieb und Herzensfreudigkeit
nach deinem Wort und Willen handle.

6. Reich mir die Waffen aus der Höhe
und stärke mich durch deine Macht,
daß ich im Glauben sieg und stehe,
wenn Stärk und List der Feinde wacht;
so wird dein Gnadenreich auf Erden,
das uns zu deiner Ehre führt
und endlich gar mit Kronen ziert,
auch in mir ausgebreitet werden.

7. Ja, ja, mein Herz will dich umfassen,
erwähl es, Herr, zu deinem Thron!
hast du aus Liebe ehmals verlassen
des Himmels Pracht und deine Kron,
so würdge auch mein Herz, o Leben,
und laß es deinen Himmel sein,
bis du, wenn dieser Bau fällt ein,
mich wirst in deinen Himmel heben.

8. Ich steig hinauf zu dir im Glauben,
steig du in Lieb herab zu mir;
laß mir nichts diese Freude rauben,
erfülle mich nur ganz mit dir.
Ich will dich fürchten, lieben, ehren,
solang in mir das Herz sich regt,
und wenn dasselb auch nicht mehr schlägt,
so soll doch noch die Liebe währen.


(Lied, Autor: Wolfg. Christ. Deßler (1660 - 1722)