Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 28.03.2024
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O Vaterherz, o Licht, o Leben, o treuer Hirt

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1. Vaterherz, o Licht, o Leben, o treuer Hirt,
Immanuel, dir, dir gehöret meine Seel.
Ich will mich nicht mehr selber führen,
der Vater soll das Kind regieren;
so geh nun mit mir aus und ein
und leite mich nach allen Tritten!
Ich geh, ach hör, o Herr, mein Bitten,
für mich nicht einen Schritt allein.

2. Was kann dein schwaches Kind vollbringen?
Ich weiß mir gar in keinem Rat;
drum sei in groß und kleinen Dingen
mir immer selber Rat und Tat.
Du willst dich meiner gar nicht schämen,
ich kann dich ja zu allem nehmen,
du willst mir selber alles sein;
so sollst du denn in allen Sachen
den Anfang und das Ende machen,
dann stellt sich lauter Segen ein.

3. Du gängelst mich, ich kann nicht gleiten.
Dein Wort muß ewig feste stehn;
du sprichst, dein Auge soll mich leiten,
dein Angesicht soll vor mir gehen,
ja deine Güt und dein Erbarmen
soll mich umfangen und umarmen.
O daß ich nur recht kindlich sei,
bei allem gläubig zu dir flehe
und stets auf deinen Wink nur sehe,
so spür ich täglich neue Treu.

4. O daß ich auch im Kleinsten merke
auf deine Weisheit, Güt und Treu,
damit ich mich im Glauben stärke,
dich lieb und lob und ruhig sei
und deine Weisheit lasse walten,
stets Ordnung, Maß und Ziel zu halten;
sonst lauf ich vor, da lauf ich an.
Drum mach im Besten mich gelassen,
nichts ohne dich mir anzumaßen;
was du nur tust, ist wohlgetan.

5. Ach mach einmal mich treu und stille,
daß ich dir immer folgen kann;
nur dein, nur dein vollkommner Wille
sei mir hier Schranke, Lauf und Bahn!
Laß mich nichts mehr für mich verlangen,
ja laß mir nichts am Herzen hangen
als deines großen Namens Ruhm;
der sei allein mein Ziel auf Erden;
ach laß mir´s nie verrücket werden,
denn ich bin ja dein Eigentum.

6. Laß mich in dir den Vater preisen,
wie er die Liebe selber ist;
laß deinen Geist mir klärlich weisen,
wie du von ihm geschenkt mir bist.
Ach offenbare deine Liebe und wirke doch
die heißen Triebe der wahren Gegenlieb in mir,
durchdringe dadurch Herz und Sinnen,
daß ich hinfort mein ganz Beginnen
in deiner Lieb und Lob nur spür.

7. Ich sehne mich, nur dir zu leben,
der du mein Herr und Bräutigam bist.
Was dir sich nicht will ganz ergeben
und was nicht deines Willens ist,
das strafe bald in dem Gewissen,
laß Blut und Wasser auf mich fließen
und tilge, was nicht lauter heißt.
Laß nur dein Lob zur Lust mir werden
und dann das Heil der armen Herden,
nach einer reinen Lieb im Geist!

8. So lob und lieb ich in der Stille
und ruh als Kind in deinem Schoß.
Das Schäflein trinkt aus deiner Fülle,
die Braut steht aller Sorgen bloß;
sie sorget nur allein in allen,
dir, ihrem Bräutigam, zu gefallen,
sie schmückt und hält sich dir bereit.
Ach zeuch mich, zeuch mich weit von hinnen;
was du nicht bist, laß ganz zerrinnen,
o reiner Glanz der Ewigkeit!


(Lied, Autor: Karl Heinrich von Bogatzky (1690 - 1774))