Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 19.03.2024
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Wie weit gehe ich mit?

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Der König Saul hört nicht auf Gott
und tut, was er ihm nie gebot.
Die frommen Worte sind nur Schein,
und Gott kann nicht mehr mit ihm sein.

Er soll nicht mehr das Volk regieren;
ein bess'rer König soll es führen.
Darunter leidet Saul nun sehr.
Schwermütig geht er jetzt umher.

Man sucht im Land nach einem Mann,
der gut die Harfe spielen kann,
und findet David, der ihm dient.
Und Saul, der ihn bald liebgewinnt,

erfreut sich, wenn er vor ihm spielt,
so dass er sich viel besser fühlt.
Und David bleibt, so wird entschieden,
geht manchmal heim, die Schafe hüten,

sonst ist sein Dienst im Königshaus.
Er geht beim König ein und aus.
Sohn Jonathan lernt David kennen.
Bald dürfen sie sich Freunde nennen.

Als sie dann zueinanderfinden,
erleben sie viel' frohe Stunden.
Ein Wissen hat sie fest vereint:
„Gott ist viel größer als der Feind!“

Denn David schlug den Goliath,
der Israel gelästert hat.
Gott gab dem Hirtenjungen Sieg,
und Goliath verlor den Krieg.

In diesem Herrn sind sie verbunden,
denn Jonathan kann auch bekunden:
„Gott hilft durch wenig oder viel.
Nichts ist zu schwer. Er kommt zum Ziel.“

Weil sie nach Gottes Ehre trachten,
fällt's leicht, dass sie einander achten.
Gott schenkt das Miteinandergehen
und gegenseitiges Verstehen.

Dann haben sie an manchen Tagen
gemeinsam Schweres zu ertragen.
Denn als das Volk den Sieger ehrt
und Saul die Lobgesänge hört,

kann sich der König gar nicht freuen,
lässt Eifersucht und Neid gedeihen.
Und wie sie Davids Sieg besingen,
entschließt sich Saul, ihn umzubringen.

Als David wieder vor ihm spielt,
geschieht's, dass Saul nach David zielt.
Jedoch der Spieß in seiner Hand
schießt neben David in die Wand.

So lebt er zwar in viel Gefahren,
doch Gott kann ihn vor Saul bewahren.
Er soll sein Volk als König leiten,
dafür will Gott ihn zubereiten.

Auch Jonathan weiß es nun schon,
dem Freund gehört der Königsthron.
Er liebt ihn wie sein eignes Herz,
teilt weiter mit ihm Angst und Schmerz.

Fürbittend tritt er ein für ihn,
doch Vater Saul hat nur im Sinn,
den mehr geehrten Mann zu töten,
und lässt auch nicht mehr mit sich reden. –

Bald rückt der Feind heran zum Streit,
und David ist zum Kampf bereit.
Er siegt. Das ganze Volk kann sehen,
wie die Philister vor ihm fliehen.

Gar oft geschieht's, dass David kämpft,
die Kriegslust der Philister dämpft.
Ob Saul sich da nicht freuen soll?
Jedoch, er nährt nur seinen Groll:

Man ist dem Sieger zugetan,
nicht ihm; sogar auch Jonathan.
Saul zürnt dem Sohn und warnt zugleich:
„Der nimmt dir noch das Königreich!“

Und David, der den König achtet,
obwohl Saul ihn zu töten trachtet,
weiß sich in ständiger Gefahr.
Doch Jonathan sieht nicht so klar.

Ist Sauls Gesinnung denn so feindlich?
Mit ihm, dem Sohn, spricht er doch freundlich
Saul hat den Mordplan nicht vergessen. –
Man ist vereint beim Neumondessen.

Saul sitzt wie immer an der Wand,
hat wieder seinen Spieß zur Hand.
Es ist auch Davids Ehrenpflicht,
dabei zusein. Doch kommt er nicht.

Am andern Tag schöpft Saul Verdacht.
Ist diese Sache abgemacht?
Er fragt den Sohn, wo David ist,
den man zwei Tage schon vermisst.

Als Jonathan den Freund nicht rügt,
merkt Saul, dass er für David lügt.
Und voller Zorn gebietet er:
„Hol mir sofort den David her!

Er ist zum Unglück dir und mir,
und er muss sterben, sag ich dir!“
Erschrocken fragt ihn Jonathan:
„Warum? Was hat er denn getan?“

Da wirft Saul seinen Spieß nach ihm.
Und Jonathan eilt weg mit Grimm.
Jetzt sieht er klar: Unheil geschieht,
wenn er nicht sorgt, dass David flieht.

Frühmorgens geht er auf das Feld,
wo David sich verborgen hält;
lässt ihn Sauls Mordgedanken wissen.
Wird David nun von ihm gerissen?

Kann er ihm nicht mehr Hilfe leisten?
Sie weinen. David weint am meisten.
Und Jonathan geht heim in Frieden.
Doch David ist viel Not beschieden.

Das traute Heim wird ihm jetzt fehlen.
Er wird verfolgt, bleibt oft in Höhlen,
hat nicht, wo er sich schlafen legt,
ist nun verachtet, ohne Recht.

Was Gott in seinem weisen Rat
für David vorgesehen hat,
das führt er ganz gewiss zu Ende
und gibt ihn niemals in Sauls Hände.

Als David in der Wüste ist
und dort sehr seinen Freund vermisst,
erlebt er eine große Freude,
denn Jonathan kommt in „die Heide“.

Sie haben sich viel zu erzählen.
Und Jonathan muss wieder wählen.
Er weiß, dass David König wird
und dass er Israel bald führt.

Er will der Nächste um ihn sein.
Doch lässt er nun den Freund allein.
Die Freundschaft bleibt, sie ist nie aus;
doch warum geht der Freund nach Haus?

Wer jetzt zu Davids Leuten zählt,
hat freiwillig dies Los gewählt.
Abjathar, der zu David eilt
und mit ihm die Verfolgung teilt,

er will es gern mit David wagen,
hört den zukünft'gen König sagen:
„Fürchte dich nicht, und bleib bei mir!
Was mir geschieht, geschieht auch dir.

Du wirst mit all meinen Gefährten
gewiss mit mir behütet werden.“
Dann folgt noch eine schlimme Zeit.
Es kommt der Tag, an dem im Streit

die Feinde Israel verderben.
Auch Jonathan, der Freund, muss sterben.
Da trauert David. Und er weint
und klagt um den geliebten Freund:

„Viel Freude hast du mir gegeben.
Du warst mir mehr in meinem Leben,
als je ein Mensch mir werden kann.
Es ist mir leid um Jonathan.“

Jedoch Abjathar bleibt bewahrt.
War die Entbehrung manchmal hart,
er bleibt bei David und hält aus,
trotz viel Verachtung, Not und Graus.

Abjathar trifft ein schönes Los.
Als David König ist und groß,
da darf er auch beim König sein
und ihn durch seinen Dienst erfreun.

Und David denkt an Jonathan,
und wie viel Gutes er getan.
Man forscht nach seines Freundes Haus
und findet dann auch bald heraus,

es lebt ein Sohn von Jonathan,
der lahm ist, dem er helfen kann.
David lässt Mephiboseth kommen.
Jonathans Sohn hat recht vernommen

und darf es für die Zukunft wissen:
Mit Davids Söhnen soll er essen.
Er soll sich wohl beim König fühlen
um Jonathans, des Freundes, willen.

Als David nochmals kämpfen muss,
erlebt er neu Hass und Verdruss.
Und Mephiboseth kann nicht fliehen,
kann nicht mit seinem König ziehen.

Und doch will er gern mit ihm leiden,
will sich nicht pflegen noch gut kleiden,
weil es der König auch nicht kann.
Das tut er von dem Tage an,

an dem der König David flieht,
bis er ihn wiederkommen sieht.
Er nennt sich gern des Königs Knecht,
und er verzichtet auf sein Recht,

verzichtet auch auf seine Güter;
der König hat sein Recht ja wieder,
sitzt wieder auf dem Königsthron.
Was sind da seine Rechte schon?

Er weiß, ich bin es niemals wert,
dass mir die Güte widerfährt,
dass David nicht mein Haus verwarf.
Er freut sich, dass er leben darf.

Für immer soll er es genießen,
soll täglich mit dem König essen. –
Sieht David Mephiboseth an,
sieht er ein Stück von Jonathan.

(nach 1.Samuel 18-22;31; 2. Samuel 9)


(Gedicht, Autor: Toni Jung (1918 – 2014))


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