Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 29.03.2024
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Treuer Gott, ich muß dir klagen

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1. Treuer Gott, ich muß dir klagen
meines Herzens Jammerstand,
ob dir wohl sind meine Plagen
besser als mir selbst bekannt;
große Schwachheit ich bei mir
in Anfechtung oftmals spür,
wenn der Satan allen Glauben will
aus meinem Herzen rauben.

2. Du, Gott, dem nichts ist verborgen,
weißt, daß ich nichts von mir hab,
nichts von allen meinen Sorgen;
alles ist, Herr, deine Gab.
Was ich Gutes find an mir,
das hab ich allein von dir;
auch den Glauben mir und allen
gibest du, wie dir´s mag gefallen.

3. O mein Gott, vor den ich trete
jetzt in meiner großen Not,
höre, wie ich sehnlich bete,
laß mich werden nicht zu Spott,
mach zunicht des Teufels Werk,
meinen schwachen Glauben stärk,
daß ich nimmermehr verzage,
Christum stets im Herzen trage.

4. Jesu, du Brunn aller Gnaden,
der du niemand von dir stößt,
der mit Schwachheit ist beladen,
sondern deine Jünger tröst,
sollt ihr Glaube auch so klein wie
ein kleines Senfkorn sein,
wolltst du sie doch würdig schätzen,
große Berge zu versetzen.

5. Laß mich Gnade vor dir finden,
der ich bin voll Traurigkeit.
Hilf du mir selbst überwinden,
so oft ich muß in den Streit;
meinen Glauben täglich mehr,
deines Geistes Schwert verehr,
damit ich den Feind kann schlagen,
alle Pfeile von mir jagen.

6. Heiliger Geist ins Himmels Throne,
gleicher Gott von Ewigkeit
mit dem Vater und dem Sohne,
der Betrübten Trost und Freud,
der du in mir angezündt,
so viel ich an Glauben find,
über mir mit Gnade walte,
ferner deine Gab erhalte!

7. Deine Hilfe zu mir sende,
o du edler Herzensgast,
und das gute Werk vollende,
das du angefangen hast.
Blas das kleine Fünklein aus,
bis ich nach vollbrachtem Lauf
allen Auserwählten gleiche
und des Glaubens Ziel erreiche.

8. Gott, groß über alle Götter,
heilige Dreieinigkeit,
außer dir ist kein Erretter,
tritt mir selbst zur rechten Seit,
wenn der Feind die Pfeil abdrückt,
meine Schwachheit mir aufdrückt,
mir will allen Trost verschlingen
und mich in Verzweiflung bringen.

9. Zeuch du mich aus seinen Stricken,
die er mir geleget hat,
laß ihm fehlen sein Tücken,
drauf er sinnet früh und spat.
Gib Kraft, daß ich allen Strauß
ritterlich mög stehen aus,
und so oft ich noch muß kämpfen,
hilf mir meine Feinde dämpfen!

10. Reich deinem schwachen Kinde,
das auf matten Füßen steht,
deine Gnadenhand geschwinde,
bis die Angst vorüber geht.
Wie die Jugend gängle mich,
daß der Feind nicht rühme sich,
er hätt ein solch Herz gefället,
das auf dich sein Hoffnung stellet.

11. Du bist meine Hilf, mein Leben,
mein Fels, meine Zuversicht,
dem ich Leib und Seel ergeben;
Gott, mein Gott, verzeuch doch nicht!
Eile, mir zu stehen bei,
brich des Feindes Pfeil entzwei,
laß ihn selbst zurücke prallen
und mit Schimpf zu Hölle fallen!

12. Ich will alle meine Tage rühmen
deine starke Hand, daß du meine Plag
und Klage hast so herzlich abgewandt.
Nicht nur in der Sterblichkeit
soll dein Ruhm sein ausgebreit,
ich wills auch hernach erweisen
und dort ewiglich dich preisen.


(Lied, Autor: Johann Heermann (1585-1647))