Christliche Gedichte (z.B. Ostergedichte, Familiengedichte) und Lieder

christliche-gedichte.de - 29.03.2024
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Ach wie laufen doch die Jahre

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1. Ach wie laufen doch die Jahre,
wie verschwindet doch die Zeit,
und ich bleibe von der Bahre
noch bis diesen Tag befreit.
Ich weiß wohl, o Lebenslicht,
daß ein Tag zum andern spricht:
Alles, was von Adams Erben,
Groß und Kleine müssen sterben.

2. Doch du hast durch deine Güte
wie ein Wächter mich bewacht,
daß der Tod die Leibeshütte
noch nicht in das Grab gebracht.
Ach wie soll ich das verstehn,
da doch andre schlafen gehen,
und gar viele schon begraben,
die noch nicht mein Alter haben.

3. Herr, ich bin ja zu geringe
dieser großen Gütigkeit.
Wenn ich mein Verzeichnis bringe
der bisher genoßnen Zeit,
so entfällt mir aller Mut,
weil die Rechnung gar nicht gut.
Wie viele Jahre sind verdorben,
da ich nicht der Welt gestorben!

4. Doch ich will auf Mittel denken
und auf Buße sein bedacht;
Jesus kann die Schuld versenken,
die ich bis hierher gemacht.
Lieber Vater, steh mir bei,
daß nur keine Heuchelei
sich in meinem Herzen finde,
wenn ich des mich unterwinde.

5. Willst du mich noch ferner lassen,
hier in dieser bösen Welt,
ach so hilf mir alles hassen,
was dem Geiste nicht gefällt.
Stärke mich von deiner Höh,
so wird auch das größte Weh,
das mir oft zu schwer geschienen,
mir zu meinem Besten dienen.

6. Steh mir allezeit zur Rechten,
denn du bist ja Sonn und Schild;
hilf uns, deinen armen Knechten,
wie und wo und wann du willst.
Wenn die Tage böse sein,
ach so ruf ins Herz hinein:
Lernt euch in die Zeiten schicken,
so wird alles heilsam glücken.

7. Endlich, wenn der Lauf zu Ende,
so befehl ich meinen Geist
dir in deine treuen Hände,
der du Gott und Vater heißt.
Ach ich freu mich schon darauf,
daß ich nach vollbrachtem Lauf
dort der Freude soll genießen,
wo wir keine Zeit mehr wissen.


(Lied, Autor: Gerhard Tersteegen (1697 - 1769))